Unser Garten im Wandel der Bedürfnisse

Als wir unser Haus 1985 gemeinsam mit den Eltern meiner Frau kauften, standen an der rückwärtigen Grundstücksgrenze etwa 50 Stück ca. 8m hohe Fichten.
Schnell war klar, diese mussten entfernt werden.
Einmal, um die Fläche der Gartennutzung zuzuschlagen und zum zweiten, um den nachbarlichen Grundstücken hinter uns endlich wieder Licht zukommen zu lassen.

Als junge und unerfahrene Familie hatten wir eine andere Gartennutzung im Sinn als Oma und Opa, die immer schon Nutzgärten verschiedener Größe bewirtschafteten.
Also wurde die Gartenfläche für zwei Parteien aufgeteilt.

Vieles versucht

Solche Bäume hatten wir auch.

Zur Entlastung der Haushaltskasse sollte das eine oder andere angebaut und gepflanzt werden.

Schaukel und Sandkasten im Schatten des Kirschbaumes.

Die Kinder brauchten Fläche, in der sie wirken konnten. Oder zumindest im Anfang eine Schaukel, einen Sandkasten und etwas Rasenfläche.

Unser Gartenanteil
Gartenanteil Großeltern

Hinten im Garten

Oma und Opa schufen ein kleines begehbares Gewächshaus, Kaninchenställe, Obstbäume mit darunter liegender Gemüsepflanzung und eine Staudenrabatte. Außerdem kümmerte Oma sich um die Blumen und Stauden neben und vor dem Haus.

Die Nachbarn haben einen neuen First entdeckt. Das verlangte ihrer Meinung nach ein Richtfest.
Es war eine schöne Fete.

In den ersten Jahren versuchten wir, den Ertrag aus dem Nutzgarten zu steigern. Was haben wir nicht alles angestellt. Hügelbeete und anderes neues. Oma und Opa haben dazu nur gelächelt. Deren Erträge erreichten wir nicht ansatzweise. Wohl auch deswegen, weil wir sehr kritisch im Umgang mit zusätzlichen „Helferlein“ waren.

Irgendwann leiteten unsere Söhne dann eine Nutzungsänderung ein. Der Sandkasten wurde schon lange nicht mehr genutzt. Sie wollten einen Teich für ihre Fische und sonstige Kleinlebewesen.
Nach der gemeinsamen Planung fingen sie am nächsten Tag schon an.

Wir haben neue Ideen

Für jeden einen Teich.
Da waren Mama und Papa erst mal baff.

Der Große kaufte sich eine Teichform. Schweren Herzens trennte er sich von seinem Gesparten. Sein Bruder wollte so viel Geld nicht ausgeben. Also bauten sie ihm einen Folienteich.

Weil unser Nutzgarten nicht den gewünschten Erfolg brachte, entschlossen wir uns ihn komplett umzugestalten. Wobei wir unsere Söhne in die Planung mit einbezogen.
In dem Wissen, das so ein Garten nie fertig wird, durfte jeder eine Woche lang für sich überlegen, was seiner Meinung unbedingt einen Platz finden sollte.

Die zusammengefassten Wünsche:
Einen Teich – Staudenpflanzen – Mehrere windgeschützte Sitzplätze – Mindestens eine Wasserentnahmestelle – Eine befestigte, beleuchtete Fläche, dazu einen sicheren Stromanschluss – Einen Sichtschutz zum rückwärtigen Nachbarn – Zur Kirschernte musste Platz für Leitern vorhanden sein – Um diese auch lagern zu können wurden als Lagerfläche einige beleuchtete Quadratmeter hinter einer Hecke versteckt.
Für die Gestaltung benötigten wir mehrere Anläufe. Das wussten meine Frau und ich vorher. Wie lange wir für das Grundgerüst brauchen würden allerdings nicht.

Einen Teich
Haben wir angelegt. Der erste Hochsommer kam. Das Wasser kippte.

Traurig sah es aus.

Das war wohl genauso zu erwarten.

Der Fischreiher hatte sich schon reichlich bedient. Also Projekt Teich auf Anfang gesetzt. Und dann die Voraussetzungen überdacht. Um die Wasserqualität auf einem guten Niveau zu halten gab es einige Punkte zu beachten:
– Der Teich durfte nicht den ganzen Tag dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt sein.
– Die Wassermenge war anscheinend beim ersten Teich zu gering.
– Und da der Teich keine Größe haben konnte, das er ohne Wassertechnik (Filter und Sauer- – stoffzufuhr) auskam; mussten wir das bezahlbar realisieren.
– Zudem sollte wegen der Überwinterung der Fische im Teich dieser etwa einen Meter Tiefe – haben.
Grundsätzlich:
Falls doch mal jemand in den Teich fiel, musste ein einfaches Herausklettern möglich sein.

Es folgten einige Jahre der Versuche. Sitzecke, Teichfläche und Blumenbeete wurden im Herbst jeweils neu bewertet und einigemale verworfen.
Letzten Endes hatten wir ein viel versprechendes Konzept, das wir selbst ausführten.

Und wieder machte unser Großer den Anfang. Er war zwar zwischenzeitlich ausgezogen, aber zum Thema Schatten am Teich hatte er einen Gedanken in Form gebracht. Und zwar unter Aufbringung etlicher Stunden Überlegung und Arbeit. Das Ergebnis:

Eine Felsenlandschaft aus Styrodur.

Mit Pflanzschalen, Vogelbadewanne und Wasserfall.

Dann also an die Arbeit mit Schaufel und Spaten.
Wegen der Nähe zur geplanten Sitzfläche stellten wir diese zuerst fertig. Der Bereich um den Baum herum wurde geschaffen, um die Leitern für die Kirschernte stellen zu können. Der Sichtschutz wurde aufgestellt. Und danach wurde der Teich ausgehoben. Ein als Landschaftsbauer selbstständiger Doppelkopf Bruder mit reichlich Erfahrungen im Teichbau half uns beim Auslegen von Wurzelsperre und Teichfolie.

Fertige Sitzecke mit Sichtschutz

Da so ein Teich auch schon mal kurzfristig mehr als einen Eimer Wasser benötigt, hoben Lars und ich an einem Tag einen fast 3m tiefen Schacht aus, in den wir mit einem geliehenen Dreibein und einem Flaschenzug Betonringe mit einem Durchmesser von 100cm einsetzten. Dieser Schacht wurde absichtlich nicht wasserdicht ausgestaltet. Hier hinein wurde das Regenwasser des Terrassendaches und der Garage geleitet. Außerdem konnte ein zuviel an Grundwasser eventuell ausgeglichen werden. Mein Gedanke war, den Teich und die Wasserentnahmestelle mittels Tauchpumpe und Schwengelpumpe aus diesem Reservoir wenn nötig aufzufüllen. (Für den nächsten Schacht merken: 120cm Ringe erlauben ein komfortableres Arbeiten am Grund.)

Der neue Teich mit Kiesfilter, Pflanzenfilter und versteckter Wassertechnik.

Eine Tauchpumpe mit geringer Leistung, einem Ansaugweg von weniger als 1m und einem Auslassschlauch der noch kürzer war. Sowie ein selbst entwickelter mit Zeolith gefüllter Schwerkraftfilter.

Felsengröße

Der von Ingo geschaffene Felsen überragte die Wasserfläche mit einer Kantenlänge von etwa 1,5m.
So wurden Sonnen- und Frostschutz realisiert.

Wasserfall aus der Felsenlandschaft.

Die Technik lief rund um die Uhr.

Das war wie Fernsehen für Opa Martin. Nur besser.
Er hat sich tatsächlich auf die Bank gesetzt und dem Treiben am Teich zugesehen.
Von seiner Couch im Esszimmer hatte er dank der bodentiefen Fenster einen ungehinderten Blick auf das Geschehen.

Hinten die Lagerfläche und im vorderen Bereich die Wasserentnahmestelle.


Die Schwengelpumpe wurde aus dem Reservoir mit Wasser versorgt. Der Wasserschlauch war an einer überdimensionierten Tauchpumpe im Reservoir angeschlossen um bei Bedarf den Teich aufzufüllen.

Endlich die Annehmlichkeiten genießen.

Wir dachten, wir hätten erst einmal Ruhe.

Falsch gedacht. Der Kirschbaum meldete sich ab. Na ja, er hatte sein Alter. Sagte zumindest der Nachbar.
Ohne Kirschen wäre ja nicht schlimm, bedeutete dann auch weniger Dreck durch Fallobst und plündernde Vögel. Aber ein so großer Baum ohne Blätter ist ein völlig nutzloses Gerippe.
Darunter gibt es kein besonderes Kleinklima. Der Sonnenschutz ist dahin, ebenso der Windschutz.
Also wurde nach Ersatz gesucht. Meine Frau und ich waren uns einig.
Vorzugsweise ohne Früchte und bitte: Eine gewisse Größe sollte schon sein. Sollte heißen, das wir schon darunter sitzen wollten. Das waren Vorgaben, die zogen am Geldbeutel. Einen ganzen Sommer lang haben wir Baumschulen im großen Umkreis durchsucht. Aber nichts gefunden, das unseren Vorstellungen nahekam und bezahlbar war.
Zwei meiner Freunde aus der Doppelkopf Clique waren im Landschaftsbau tätig. Einer von ihnen sogar selbstständig. Ganz bewusst wollten wir nicht auf die Freunde zurückgreifen um eventuell günstiger an das Objekt unserer Suche zu kommen. Ich mag es nicht, wenn es den Anschein hat, dass Freunde nur deshalb „Freunde“ genannt werden. Demzufolge waren meine Frau und ich maximal mit den Kindern auf der Suche.
Es war an einem Samstag, als wir beide in einer Baumschule vor Ort unterwegs waren. Und es kam wie wir es vermeiden wollten. Einer meiner Doppelkopf Brüder stand plötzlich neben uns.
„Na, was macht Ihr denn hier? Braucht Ihr einen Baum?“
Abends vorher hatte er beim Kartenspielen für den nächsten Tag noch einen völlig anderen Tagesablauf kundgetan.
Bald fuhr er mit uns durch die Pflanzungen um uns möglichst viel sehen zu lassen. Er gab sich alle erdenkliche Mühe. Ergebnislos fuhren wir auf den Betriebshof seines Arbeitgebers zurück. Und genau auf einen Baum zu, der sofort meiner werden musste. Etwa 6 Meter hoch, Solitärpflanze im Kübel und ein Baum ohne Früchte. Eine Rotbuche war es. Der Freund konnte dann auch den Preis noch drücken (da war doch was?), also kauften wir den Baum.
Eine Woche hatte ich Zeit, meinen Kirschbaum zu entsorgen, die Wurzel auszugraben und das Pflanzloch entsprechend vorzubereiten.

Blick aus dem Dachfenster auf den blattlosen Kirschbaum.
Den ich dann den Winter über mit der langen Astsäge in kurzen Stücken herunter geschnitten habe.
Den Stamm holte sich ein Verwandter für seinen Kamin.

Aufregender als nur ärgerlich.


Ich wollte den neuen Baum partout an die Stelle des alten Kirschbaumes setzen lassen. Dazu mussten die alten Wurzeln restlos entfernt werden.

Als nächstes musste das Pflanzloch geschaffen werden.

Also das Carree mit Böschung auf 1.20m Tiefe ausgehoben. Mit Spaten, Spitzhacke und Schaufel dem blauen Lehm trotzig entgegengetreten. Den Lehm entsorgt und Mutterboden angefahren. Wenn das Zeug schon frei wurde, wollte ich es auch loswerden.

Tatsächlich war ich 2 Wochen später Freitagabends so weit, dass der Baum gesetzt werden konnte. Der Freund hatte am anderen Morgen Zeit, den Baum zu setzen.

Was dann kam, entsprach fast einem Aufruhr.
Zur Erklärung:
Wir wohnen in einer kurzen Sackgasse und die Einfahrt zu uns wird durch eine Kreuzung gebildet. Vorne in der Kreuzung ist auf einer Straßenecke eine gut gehende Metzgerei. Nun ist dort Samstagmorgens klar erkennbar der größte Kundenandrang. Die Kunden stehen bei gutem Wetter häufig in Schlangen bis auf den Bürgersteig.
In genau so einem Moment fuhr mein Freund mit Trecker und Anhänger und dem darauf liegenden Baum vor. Die Kunden kamen aus der Metzgerei um sich das Gefährt anzusehen. „Wer bekommt hier einen fertigen Baum?“ Staunend liefen einige Kinder neben dem langsam fahrenden Trecker her. „Ist der für Euch?“
Mein Freund hatte sich Kollegen mitgebracht, um den Baum zu pflanzen. Um den Baum überhaupt in den Garten zu bekommen, hatten sie eine besondere Karre bei sich. Die Tiefe des Pflanzloches war zufällig passend. Und so war der Baum nach knapp 2 Stunden in der richtigen Position gepflanzt und angefüllt.

Es fehlt noch Rindenmulch.

Den neuen Baum gab es im August 2012

Oma freute sich über den neuen großen Baum. So ganz ohne Hausbaum fand sie den Garten unvollständig. Irgendwo sollten doch die Überwinterungshilfen für ihre geflügelten Freunde gut sichtbar aufgehängt werden. Vom Esszimmertisch aus sah sie stundenlang in den Garten. Seit Opa’s Tod war das ihre liebste Pausenbeschäftigung. Ansonsten war sie in ihrer Wohnung oder um das Haus herum ständig aktiv.
Ein Jahr später erkrankte sie an Krebs. Da ihr Krankenbett im Esszimmer stand, konnte sie von hier aus den Vögeln im Garten zuschauen, die sie sonst sogar in ihrer Küche besucht haben.
Aber Oma hatte ja auch extra für ihre Lieblinge Brotreste in einer Schale auf der Fensterbank stehen.

Nachdem die Großeltern verstorben waren zog über ein Jahr später unser Sohn Ingo mit seiner Lebensgefährtin Kathrin in die lange leerstehende Wohnung.
Da die beiden etliche Haustiere mitbrachten, darunter zwei Katzen, benötigten sie eine Wohnung mit Garten.
Nur der Nutzgarten von Oma und Opa entsprach so gar nicht ihren Vorstellungen. Weil für Haustiere nicht geeignet.
Und weil Ingo von lebendem Grün mehr Ahnung und einen nachweislich sehr guten Überblick über ein Gesamtprojekt hatte, ließen wir ihm freie Hand. Zumal für den Staudengarten entsprechend der Planung wenig Platz blieb. Was meine Frau freudig zur Kenntnis nahm, wurde ihr doch der Pflegeaufwand ihres Gartens langsam zu viel.
Er machte sich nach kurzer Zeit an die Änderung nach seinen Vorstellungen.
Ein Apfelbaum blieb stehen, alles andere wurde gründlich verändert. Der Grund warum Ingo gerade diesen Baum stehenließ war, das er nach seiner Meinung so knorrig und einzigartig wie Opa aussah. Unser Teich, auf den wir so stolz waren, wurde zugeschüttet. Denn der Platz wurde für anderes gebraucht.
Was er dann realisierte, übertraf komplett unsere Vorstellungen.
Aber das ist durch Bilder besser darzustellen.

Ein Lebensraum als Kunstwerk – Von den Vorarbeiten zum Ergebnis

Das Ergebnis nach mehreren Wachstumsperioden

Der eingefasste Teich wird erst mal so bleiben. Haben doch die Lebensformen ihre natürliche Umgebung zur Verfügung. Warten wir ab, was die Natur daraus macht.
Ansonsten gibt es noch notwendige Ergänzungen die allen Hausbewohnern dienen.

Ein Gewächshaus und ein Geräteschuppen wurden noch aufgestellt.

Die Terrasse wurde ab sofort von allen genutzt. Denn die alte Sitzfläche ist ja zugestellt.

Mittlerweile, im Mai 2022 ist der Baum etwas größer

Der Hunde wegen wurde der Rindenmulch durch Rasenfläche ersetzt.